Haus Hemelingen

Pädagogische Zielsetzung

Aufgrund der besonderen Problematik unserer BewohnerInnen ist u.U. von einer langfristigen individuellen Zielorientierung auszugehen, um jedem/r Einzelnen das notwendige Maß an Unterstützung zu einer selbstbestimmten und verantwortlichen Lebensgestaltung mit auf den Weg zu geben.

Die Grundlage unseres pädagogischen Handelns bilden nachfolgend genannte, diagnostisch relevante und beobachtbare Kompetenzbereiche:

1) Lebenspraktischer Bereich (z.B. Haushalt, Einkauf, Behördengänge etc.)
2) Sozialer Bereich (Kommunikation, Emotion)
3) Freizeitbereich
4) Arbeits- und Beschäftigungsbereich

Die Einbeziehung der Eltern kommt an dieser Stelle eine besondere Bedeutung zu, damit eine schrittweise Loslösung vom Elternhaus als Grundlage für alle weiteren Entwicklungsschritte ermöglicht werden kann.
Lebenspraktischer Bereich

Unter Berücksichtigung der individuellen Fähigkeiten und Interessen wird ein möglichst „normaler” Tagesablauf gestaltet. Hauswirtschaftliche Verrichtungen im Alltag sowie die (nach Möglichkeit) gemeinsamen Mahlzeiten bieten vielfache Übungsmöglichkeiten (z.B. Einkaufen, Kochen, Tisch decken u. abräumen, Abwaschen, Zimmerpflege etc.) . Ein in Absprache mit den KlientInnen erstellter Wochenplan regelt die Erledigung der notwendigen Dienste (z.B. Küchendienst, Badputz etc.) und deren gerechte Verteilung, wobei jede/r bei der Erledigung der einzelnen Aufgaben die Unterstützung und Anleitung erhält, solange es notwendig ist.

Aufgrund von individuellen Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten in Alltagssituationen, soll zunehmend Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und schließlich mehr Selbstbewußtsein im Hinblick auf die alltägliche Lebensgestaltung entstehen. Fürsorgerisch - behütende Tendenzen liefen diesem Ziel entgegen.
Sozialer Bereich

Einen elementaren Bereich pädagogischen Handelns stellt die Vermittlung von angemessenen Kommunikationsformen, situationsangepaßtem Distanzverhalten zu bekannten und fremden Menschen, sowie das Üben von Verhaltens- und Umsgangsregeln im alltäglichen Zusammenleben und -wohnen dar.

Das Leben in der Wohngruppe bietet die Möglichkeit, die Nähe zu andereren Menschen besser bewältigen zu lernen, sich allmählich auf gemeinsame Aktivtäten einlassen zu können und übliche Verhaltensnormen zu verstehen und anzuwenden (z.B. auf Fragen zu antworten, warten, bis man "dran" ist, Kontakt auf angemessene Art aufzunehmen und aufrecht zu erhalten).

Indem die pädagogischen MitarbeiterInnen kontinuierlich mit den BewohnerInnen im Gespräch sind, Hintergrundinformationen und Anregungen zu den verschiedensten Themen geben, bei Gruppenkonflikten vermitteln und Hilfestellung zur Entwicklung von geeigneten Problemlösungen leisten, soll ein toleranterer Umgang mit den (ebenfalls berechtigten) Interessen, Wünschen und Bedürfnissen anderer Menschen erarbeitet werden.
Freizeitbereich

Die Durchführung von Freizeitaktivitäten sind ein fester Bestandteil unserer pädagogischen Arbeit und werden entsprechend den individuellen Neigungen und Kompetenzen geplant. Dies sind einerseits im Jahresverlauf wiederkehrende Ereignisse (Urlaub, Feste, Feiertage), andererseits verschiedene Einzel- und Gruppenaktivitäten innerhalb und außerhalb der Einrichtung (z.B. Schwimmen, Reiten, Discobesuche, Ausflüge, Einkaufsbummel, etc.).

Durch das Ausprobieren verschiedener Angebote besteht die Möglichkeit, den individuellen Neigungen entsprechende Aktivitäten herauszufinden und diese nach einer (falls erforderlich) begleiteten Anbahnungsphase auch selbstständig auszuführen und sich zu beschäftigen.
Arbeits- und Beschäftigungsbereich

In Kooperation mit dem Betroffenen, ggfs. seinen Eltern bzw. dem/r gesetzlichen BetreuerIn bemühen wir uns darum, eine Beschäftigung oder Ausbildung zu finden, die den individuellen Neigungen entspricht, wobei nach Möglichkeit die jeweiligen, teils sehr speziellen, Kenntnisse und Fähigkeiten zum Einsatz kommen sollten.

Da sich die Arbeitsmarktsituation unter dem wirtschaftlichen Druck der vergangenen Jahre zunehmend verschärft hat, Arbeitsplätze "weggespart" wurden, das zu bewältigende Arbeitspensum immer mehr "verdichtet" wurde und von jedem/r ArbeitsnehmerIn ein immer höheres Maß an Flexibilität gefordert wird, sind die Möglichkeiten, auf dem sog. 1. Arbeitsmarkt "Nischen" zu finden (z.B. im Archiv), sehr gering geworden.

Da insbesondere dieser Personenkreis häufig darauf angewiesen ist, in Anforderungssituationen im Bedarfsfall Unterstützung und Hilfestellung zu bekommen, um handlungsfähig zu bleiben, sollte auch die Möglichkeit einer Ausbildung bzw. Beschäftigung im z.B. des Berufsbildungswerkes oder einer Werkstatt für Behinderte (WfB) in Betracht gezogen werden.

Wir kooperieren daher mit dem zuständigen Arbeitsamt (Reha - Team, psychologischer Dienst), um für jede/n Klienten/in eine befriedigende Lösung zu finden, die eine dauerhafte berufliche Perspektive bietet. Zuweilen werden dies recht individuelle Lösungen sein, die eine enge Kooperation zwischen den beteiligten Institutionen (So-Hi - Träger, WfB, Arbeitsamt) erfordert, damit auch für diesen Personenkreis das Recht auf Arbeit und berufliche Integration realisiert werden kann.


 
 
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